„Schatz hast du noch Wäsche?“, rief die Mutter als sie an die Zimmertür ihres Sohnes klopft. Als der Sohn nicht antwortet, öffnet sie die Tür des Zimmers und bleibt geschockt stehen. Sie starrt ihren Sohn regelrecht an und er erwidert es. Obwohl; es ist eher das Messer in seiner Hand, dass ihren Blick nicht abwenden lässt. Nach einigen Minuten der Stille unterbricht der Junge den Augenkontakt und legt die Klinge auf seine Pulsadern. Unwissend kommt der Vater fröhlich die Treppe hoch und verstört konnte er seinen Sohn gerade noch aufhalten in dem er ihn zur Seite schubste, dabei fielen sie beide zu Boden. Die Mutter stand immer noch wie gelähmt in der Tür, währenddessen schrie sie der Vater an: „Bist du eigentlich bescheuert? Wie kannst du nur da stehen bleiben? Wie kannst du nur zusehen, wie unser Sohn sich etwas derartiges antun möchte? Was stimmt mit dir nicht?“ Nun sah er auf das Handgelenk seines Sohnes und auf die leichte Streifspur, die jetzt auf seinem Arm zusehen war. Geschockt warteten sie auf die darauf folgenden Worte der Mutter, doch sie gab keinen Ton mehr von sich. Sie versuchten Augenkontakt herzustellen, doch ihr Blick fixierte nur das Messer.
Mit glasigen Augen näherte die Mutter sich langsam und eine Umarmung folgte. In dieser nahm die Mutter das Messer unbemerkt an sich. Sie umarmte erst ihren Sohn ganz fest und dann ihren Mann. Das Messer hielt sie ganz starr in ihrer Hand. Sie stand auf und stellte sich wieder in den Türrahmen. Dann hielt sie es an ihre eigenen Adern und begründete mit schluchzender Stimme:“ Ja, Ich bin bescheuert. Ich habe unseren Sohn nicht Aufgehalten als er seine Tat begehen wollte, doch er tut dies ja auch nicht. Das muss er auch gar nicht, weil er selbst weiß wie beschissen und deprimierend diese Welt sein kann und du mein geliebter weißt es auch, sonst hättest du mich schon längst unterbrochen. Natürlich gibt es auch die schönen Dinge, doch bei so viel überwiegend Negativen fallen mir die schönen Dinge einfach nicht mehr ein.“ Sie stach sich zwei mal schnell hintereinander in die Adern. Alles wurde schwarz. Sie wachte auf und schnappte nach so viel Luft wie möglich, bevor sie bemerkte, dass es mitten in der Nacht war. Sie blickte ungläubig nach Rechts und dort lag ihr Mann, der friedvoll schlief und panisch schaute sie nach Links auf den Wecker.
Es war halb Drei Uhr morgens. Sie rannte die Treppe runter und öffnete lautstark die Tür. Der Knall der Tür polterte so stark, dass ihr Sohn aufwachte. Ihr liefen mehrere Tränen die Wange hinunter und ihm ebenfalls. Sie umarmte ihn und entschuldigte sich mehrmals: „Es tut mir leid. Bitte bitte sei nicht mehr sauer.“ „Nein, es ist meine Schuld.“, protestierte er. Plötzlich war ein Schreien zu hören: „Keine Bewegung! Was ist hier los? Die Polizei ist bereits auf dem Weg!“ Es war der Vater, der ins Zimmer stürmte. Er blieb stehen, lächelte und fragte nochmal glücklich und verwirrt: „Was ist denn hier los?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schloss er sich der Umarmung an und während alle zufrieden lächelten, flackerten die Schatten ihrer Gesichter in Blau auf der Wand.
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