Sie hat kein wirkliches Ziel, doch sie rennt. Seit drei Stunden läuft sie so schnell wie möglich. Nur sie und ihre Gedanken im Wald. Dann fällt es ihr auf. Ein Stift auf dem Boden. Wie kommt er dort nur hin? Als sie stehen bleibt, hört sie ein Knistern. Es kommt aus dem Busch. Oder dem Busch? Aber in dem Busch raschelt auch irgendwas. Sie hebt den Stift auf und rennt los, doch die Geräusche gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Beim Laufen starrt sie die Farbe des Stiftes an. Er war rot. Auf einmal bemerkte sie einen Regentropfen auf ihrer Wange fließen und noch einen und noch einen. Als sie in die Wolken starrt, die immer grauer werden, verfärbt sich der Stift in ihrer Hand. Nun war er grün und die rote Farbe tropfte den Weg entlang. Das betrachten der Regentropfen, die die Farbe auf dem Weg wegspülten, hielt nicht lange an.
Ein Schrei ertönte und der Stift viel ihr aus der Hand. Es war ein männlicher Schrei und er klang ängstlich. Einen kurzen Moment lang überlegte sie, ob sie ihm zur Hilfe eilen sollte, doch die Gefahr, dass es eine Falle sein könnte war ihr zu groß. Ein Schauer überkam sie und dass nicht nur vor Kälte sondern auch vor Angst. Sie lief erst in die entgegengesetzte Richtung, doch ihr schlechtes Gewissen ließ sie nicht los. Also entschied sie sich dazu, umzukehren. Sie rannte zur der Stelle, an der sie den Stift fallen gelassen hatte und suchte nach etwas. Sie wusste zwar nicht genau was sie suchte, doch ihre Angst war unbeschreiblich groß. Plötzlich hörte sie wieder ein rascheln. Doch wo kam es her? Sie sah sich um und plötzlich fiel ihr es auf. Als sie es bemerkte, wuchs ihre Angst, um ein Vielfaches. Der Stift, er war weg. Bevor sie sich umdrehen konnte, riss sie jemand an der Taille rum. Es war eine Kapuze. Man konnte zwar kein Gesicht erkennen, jedoch hörte man ein leises Kichern:“ Ich dachte du wärst schlauer, mein Schatz.“
Nach diesem Satz wurde ihr ein Sack, oder eher eine Art Tüte über denn Kopf gezogen. Sie wollte schreien, doch es ging nicht. Auf einmal wurde alles schwummrig. Alles drehte sich und sie hörte nur das Lachen eines zweiten Mannes, bevor sie das Bewusstsein verlor. Als sie wieder zu sich kam, lag sie in einem dunklem Raum. Der Raum hatte keine Fenster oder Möbel. Nur eine blaue Lampe baumelte von der Decke. Er war schwarz gefliest auf dem Boden, sowie an der Wand und das einzige, das sonst noch den Raum zierte, war ein grüner Stift. Sie nahm ihn in die Hand. Ihr wurde klar, als sie ihn drehte, dass es der Stift war, denn an der Seite war etwas getrocknete rote „Farbe“ zu erkennen. Zumindest hoffte sie, dass es Farbe war. Sie fing an zu schreien und kurze Zeit später hörte sie eine verzerrte Stimme, die aus dem Lautsprecher in einer Ecke ertönte. „Hab keine Angst. Es wird bald vorbei sein.“ Währenddessen wurden die höhnisch lachenden Worte immer deutlicher. Es wurde immer heißer im Raum und sie starrte die Lampe an. Es folgten zwei Minuten Stille und plötzlich erlischt das Licht. Es ist Dunkel und und kalt. Unbeschreiblich kalt. Man hört eine quietschende Tür und ein leises Kichern. Jemand greift sie von hinten. Sie versucht sich zu wehren, allerdings entwickelt sich das leise Kichern langsam zu einer immer lauter werdende psychotischen Lache. Er schleift sie durch einen eben so dunklen Gang, zerrte sie dann in ein nahegelegenes Zimmer, knallte die Tür zu und murmelte noch etwas, bevor man seine Schritte weggehen hörte. Kurz nachdem er weg war, ging das Licht in dem Raum an. Man konnte keine Veränderung erkennen, da das Zimmer genauso aussah, wie das Vorherige. Selbst der Stift lag wieder vor ihren Füßen.
Foto von Autorin (Estelle) aufgenommen.
Diese Geschichte ist während des Deutschunterrichts im Zeta-Jahrgang entstanden. Inspiration kam hierbei von den Kurzgeschichten Wolfgang Borcherts.